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Episode 11: Kritische Stimmen zur europäischen Einigung

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Unser „Wissen entgrenzen“-Podcast geht in die nächste Runde: In dieser Episode blicken wir auf die kritischen Stimmen, die den Prozess der europäischen Einigung ab den 1950er Jahren begleitet haben. Das Forschungsprojekt „Europas Gegenbewegungen – Euroskeptische Verflechtungen von den Anfängen der Europäischen Integration bis heute“ untersucht aus interdisziplinärer Perspektive, wie diese Skepsis gegenüber Europa eigene Formen des Zusammenhalts und der Kooperation geschaffen hat. Das transnationale Projekt ist an den Deutschen Historischen Instituten in Rom, London und Warschau sowie am Hamburger Institut für Sozialforschung angesiedelt.

Zwei Teilprojekte beschäftigen sich vor allem mit den Anfängen des europäischen Zusammenschlusses in den 1950er Jahren. Alexander Hobe vom Hamburger Institut für Sozialforschung nimmt dabei den Verband deutscher Soldaten (VDS) ganz besonders in den Blick:

Eine Sache, die mir deutlich auffällt, wenn ich mir […] diese durchaus positive Auseinandersetzung mit der Integration in diesen Kreisen angucke, die ja doch in großen Teilen, wenn nicht nationalistisch, dann doch nationalkonservativ sind, dann ist da doch eine gewisse Überraschung darüber, dass das heute nicht mehr unbedingt das wäre, was man mit dieser Ideologie assoziieren würde. Und dann? Liegt die Spekulation erst einmal auf der Hand, dass es da irgendwo eventuell ein enttäuschendes Moment gab.

Während sich Alexander Hobe also mit den Haltungen bestimmter gesellschaftlicher Gruppierungen gegenüber der europäischen Einigung auseinandersetzt, untersucht Andrea Carlo Martinez vom Deutschen Historischen Institut in Rom die Rolle der italienischen Medien im Prozess der europäischen Integration. Während das italienische Fernsehen, das Ende der 1950er Jahre unter der Kontrolle der Christdemokraten stand, ausschließlich die pro-europäischen Kräfte betonte, blieben kritische Stimmen medial unbeachtet:

There were also people who were actually protesting. There were people who were giving out leaflets criticising the Treaties of Rome. Of course, they weren’t the majority, but that did happen. And a lot of the media coverage ignored that. You have the Federalists who protested the treaties on a few days later. The Italian prime minister at the time, Antonio, he gave an address in a theatre in Rome to members of the public, and there were federalists, young federalists, who were there to protest […]. So we see how that, in a sense, was already defining the contours of what is now called Euroscepticism.

Dass solche euroskeptischen Positionen in den frühen Jahren des europäischen Einigungsprozesses auch in der Forschung lange Zeit unbeachtet geblieben sind, zeigen die beiden Wissenschaftler in dieser Episode.


Unser „Wissen entgrenzen“-Podcast wurde 2021 ins Leben gerufen und bietet interessante Themen und Einblicke in den Forschungsalltag an den Auslandsinstituten. In der ersten Staffel haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungen für das inzwischen abgeschlossene Verbundprojekt „Wissen entgrenzen“ vorgestellt. Die gesamte erste Staffel ist auf SoundCloud und auf dem „Wissen entgrenzen“-Blog verfügbar.


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